Viertausend

So viel war heute Mittag auf dem Gesamtkilometerzähler. Viertausend Kilometer bin ich seit dem 10. Mai diesen Jahres gestrampelt. Zufälliger Weise passierte das genau vor einem kleinen Café in Landskrona am Hafen und ich habe das Ereignis mit Kaffee und Kuchen gefeiert. Ganz ehrlich: ich bin ein bisschen stolz auf mich. Mir kommt es ganz schön viel vor. Obgleich ich jeden einzelnen Meter davon geradelt bin und erlebt habe, kann ich es nicht recht glauben, es überfordert mein Gehirn etwas. Das ist ziemlich lustig: ich staune über mich selbst und bin verblüfft und habe gar keinen Grund dazu, es ergab sich ja nicht plötzlich. Vor allem aber bin ich so sehr dankbar für diese oberwundervolle Zeit. Sie ist ja noch nicht zu Ende.

Ich war noch einmal drei Nächte und zwei Etappen in Schweden. So kann ich mich noch mit Tubenschmierkäse mit Krabbenstückchen eindecken, morgen früh noch einmal Hamsterkauf machen. Das ist das perfekte Picknick Proviant: schmiert nicht in der Küchentasche und verdirbt nicht bei warmen Temperaturen. Dann geht es mit der Fähre von Helsingborg endgültig rüber nach Dänemark. Diese Fährverbindung ist für mich günstiger als direkt von Bornholm.
Apropos Bornholm. Es ist dort wunderwunderschön. Im Norden ist es eine Schären Küste, im Süden gibt es mega weißen weichen Sandstrand. Dazwischen verteilt sind pittoreske Ortschaften mit gelben und roten Häusern, Stockrosen und Kunsthandwerk. Am südlichen Strand sieht es bei blauem Himmel aus wie in der Karibik. Ich hatte graue Wolken, das ist dann Karibik mit grauen Wolken.
Der Radweg im Norden von Rønne nach Svaneke ist anspruchsvoll. Das schlimmste Stück Steigung entlang des gesamten Ostseeküstenradwegs ringsum gibt es in Dänemark auf Bornholm. Man mag das gar nicht glauben, viele unwissende Menschen halten Dänemark ja so flach wie einen Küchentisch. Es war hinter Hasle, kurz vor Jons Kapel. Unten war kein Schild, das sah ich erst als ich oben war. Wäre unten eins gewesen, ich wäre einen Umweg gefahren. Ich schätze, es waren so 100-200m, vielleicht auch endlos Meter, es lässt sich nicht genau sagen, es gab 3 Kurven im Wald. Links und rechts glatt geschottert, in Flecken auch Asphalt, in der Mitte ausgelatschte Stufen. 22% Steigung. Zweiundzwanzig Prozent. Ich stemmte mich gegen das Rad um es vorwärts zu wuchten, zog die Bremsen an und trippelte hinterher. Schön langsam in halben bis ein Meter Einheiten. Bis ich endlich oben war. Zwischen drin auch mal schnaufen. Als ich oben war, zitterte ich am ganzen Körper und musste mich erstmal eine halbe Stunde hinsetzen und atmen. Das Zittern hielt auch später noch an. In der darauffolgenden Nacht habe ich 9 Stunden durchgepennt und war erst wieder am darauf folgenden Nachmittag ohne Schmerzen halbwegs wieder zu etwas in der Lage. Alter, das war heftig.

Jetzt bin ich gespannt, was Dänemark weiterhin für mich bereit hält und freue mich, wenn es technisch und konditionell weniger anspruchsvoll ist. Aber Bornholm ist wirklich mehrere Reisen wert. Und es ist so viel angenehmer und leichter, in einem Land zu reisen, wo die Menschen einander vertrauen und es einfach viel gelassener zugeht.


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