Zu Beginn dieser Reise wunderte ich mich etwas über das riesige Platzangebot für Touristen in Schweden und Finnland. Diejenigen Radler, die die Ostsee in entgegengesetzter Richtung umrundeten, wunderten sich über das riesige Angebot für Touristen in Polen, wie sie mir erzählten. Es war Vorsaison und schlichtweg nicht vorstellbar, dass das mit Touristen gefüllt werden kann. Gut, es gibt natürlich viele Unterschiede zwischen Polen und Schweden oder Finnland, ganz klar. In Finnland muss man zB immer 3-4m Mindestabstand zwischen Zelten bzw Wohnwagen lassen, das ist in Polen anders, hier gibt es das nicht. Man kommt sich näher, ob man möchte oder nicht.

Jetzt ist Hauptsaison und plötzlich ist alles anders. Ich habe eine Weile überlegt, ob ich beschreiben sollte, was ich hier zur Zeit an der polnischen Ostseeküste erlebe. Ich habe mich dagegen entschieden. So ein Blog ist ja auch öffentlich und ich will niemanden zu nahe treten oder verletzen. Nur so viel: wäre es vor neun Jahren, als ich hier schon einmal radelte, so extrem gewesen, würde ich jetzt hier nicht mehr fahren. Ich schätze, in 5 weiteren Jahren wird es keinen unbebauten Meter Touristenangebot mehr geben zwischen Swinemünde und Danzig. Ich bin geschockt, entsetzt, überfordert, fassungslos und mir fehlen meist die Worte. Ich bin auch maximal genervt. Ich hatte heute den 13. Radeltag in Folge und ich fahre täglich ca 75km seit ein paar Tagen, um dem allem zu entkommen. Ich brauche dringend einen Pausetag, doch ein Pausetag ohne Schönheit und Ruhe ist auch bloß Stress auf andere Weise und damit sinnlos.
Heute wollte ich die Fähre von Kolberg nach Bornholm nehmen, verschiedene Internetquellen aus Polen und Dänemark hatten diese Fähre als Neuigkeit beworben. Und so dachte ich, dass heute endlich die letzte Etappe in Polen ist. Dann stehe ich vor dem Katamaran in Kolberg und sie werben mit einstündigen Party Kreuzfahrten zum Leuchtturm. Frage ich die Frau, was mit dem Fährverkehr nach Bornholm ist. Ja, den haben sie Ende letzten Jahres aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.

Die gute Nachricht daran ist, dass ich morgen früh nicht um 5 Uhr aufstehen muss, um eine 7 Uhr Fähre zu erwischen. Die andere Nachricht ist, dass es bis Swinemünde, wo die Ystadt Fähre abfährt und von wo man dann nach Bornholm kommt, noch ca 110km sind. Also noch zwei weitere Tage Touristen Halligalli im Extremen. Oh man. Sehr schade. Sehr sehr sehr schade. Aber immerhin: am Ende der Täuschung steht dann die Klarheit.