Die Vasa

Kennst du die Geschichte der Vasa? Sie ist auf ihrer Jungfernfahrt am 10.08.1628 nach 1500m Fahrt im Stockholmer Hafenbecken als ganzes in einem Stück gesunken. Nachstehend betrachtet, ist völlig klar, dass sie nicht seetauglich war. Der Schwerpunkt des Schiffes lag oberhalb der Wasserlinie.

Mindestens ebenso spektakulär wie das Sinken des neuen Schiffs ist ihre Bergung. Die fand nach sehr langer Suche nach dem Wrack 1961 statt. Und ja: sie haben es geschafft. Die Vasa steht konserviert und mit 90% ihres originalen Holzes im Vasamuseum in Stockholm.

Der Grund dafür, dass sie sank, wurde ca. einen Monat nach dem Unglück untersucht. Zunächst hegte man den Verdacht, die Kanonen seien nicht befestigt gewesen. Doch das stimmte nicht und konnte auch 333 Jahre später bestätigt werden, sie waren fest vertäut. Dann wurde behauptet, die sei unter vollen Segeln gefahren, doch es waren nur vier und sie waren nicht aufgebläht gewesen. Die übrigen sechs Segel fand man 333 Jahre später in einer Kiste. Warum sank die Vasa?

Sie ist wohl auch ein Paradebeispiel für schlechtes Projektmanagement. Der oberste Stakeholder, das war der König, machte extremen Druck. Und viel zu spät kam er mit einer entscheidenden Anforderungsänderung: er wollte ein zweites Kanonendeck. Und wie das so ist, wenn die mächtigen Leute Druck machen: sehr selten nur widerspricht jemand. Also gab es noch schnell ein zweites Kanonendeck. Und der Herr König legte größten Wert darauf, Konkurrenz (oder Gegner, er führte Krieg gegen Polen) zu beeindrucken und seine Position zu festigen. Er legte größten Wert auf aufwendige Äußerlichkeiten, indem er das Schiff über und über verzieren ließ. ZB mussten sämtliche römische Kaiser dargestellt werden, jede Kanonenluke war mit Löwenköpfen versehen. Er ließ es bunt anstreichen, das haben sie vor ein paar Jahren rausgefunden, Grundfarbe rot und dann viel Gold und bunt. Man kann vielleicht auch sagen: beeindruckendes Marketing und UI, leider mit völlig desolater Architektur. Das Schiff hatte so viel Gewicht über der Wasserlinie, es gab unterhalb derselben nicht genug Raum und Volumen, um ein Gegengewicht zu bilden. Tja, und so fuhr sie 1,5km und Zack, ab in den Hafen.
Man hat dann bei den nachfolgenden Untersuchungen keinen Schuldigen gefunden, klarer Fall. Kennen wir auch des öfteren bei gescheiterten Projekten. Habe ich zumindest in der Vergangenheit sehr häufig so erlebt.

Und die Bergung? Ist ein eigener Krimi. Sie haben mit Druckausgleich bei den Tauchern arbeiten müssen, in 40m Tiefe Tunnel für Stahlseile unter dem Wrack gegraben und es dann mit Hilfe von Pontons zunächst in seichtere Gewässer gezogen und dann geborgen. Doch Sauerstoff, Wasser, Eisen und Holz führen zu schnellen Zersetzungsprozessen und so war es ein Wettlauf gegen die Zeit. Es hat unzählige wissenschaftliche Erkenntnisse gegeben zu Zersetzungsprozessen und Konservierung und die 15000 Bolzen, die sie 1961 nutzten, denn die originalen waren weggerostet, drohten wegen Korrosion die Vasa zu zerstören. Inzwischen sind alle erneut ersetzt worden. Gleichzeitig bedrohten Feuchtigkeit und Klima, trotz eines ausgeklügelten Klimasystems in dem eigens dafür gebauten Museum nach wie vor die Vasa.

Sie haben in dem Museum natürlich auch eine Sektion über das Leben an Bord, sie haben Gesichter der Besatzung rekonstruiert und insgesamt eine riesige Ausstellung. Ich war >2 Stunden dort, habe nicht alles gesehen und stand immer und immer wieder staunend vor diesem riesigen erhaltenen Schiff.
Ein wirklich lohnenswerter Besuch. Am besten direkt um 10h da sein, sonst ist die Schlange 100m lang.


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