Shelter oder nicht Shelter – das ist hier die Frage

Shelter heißt Schutzhütte. In Skandinavien gibt es tausende davon, in Dänemark zB über die Shelter App kostenlos zu erfahren. Die schwedische heißt komplizierter auf schwedisch und kostet 5,4€ im Jahr.
Ich schleiche schon sehr lange um die Shelter drum herum.
2011 hatte ich noch keine App sondern ein Büchlein und gurkte damit ungenutzt um Jütland herum. Ich kann sehr hasenfüßig sein. Geh kein Risiko ein, wer weiß wer da rum läuft, vielleicht ist es total dreckig, dann überfällt mich jemand, ich werde womöglich nachts ausgeraubt. Solche Sachen eben. Das wurde auch 2022 bei der nächsten Dänemark Tour nicht anders.

Jetzt radel ich durch Schweden und bin entsetzt über die Preise für Camping. Ich meine, ich brauche maximal 4qm, und das auch nur damit ich gut ums Fahrrad rumgehen kann, mein Zeltchen könnte man auch als Dackelhütte bezeichnen. Dafür 30€? Und das ist dann schon ein günstiger Preis.
Damit bin ich nicht einverstanden. Ich protestiere.
Dann erzählte mir der 180km-Radler von den Shelters in Schweden und wie gut die sind. Und ich dachte, muss ich ausprobieren, vielleicht ist es ja wirklich gut.

Es ist mega.

Mein Debüt war in Ekenäs, das sah super aus und war mit Plumpsklo und eventuell Sauna, dicht am Dorf, hasenfüßig wie ich bin schien mir das schlau und sicher.

Ich werde weiter Sheltern, nicht nur wegen der Kostenlosigkeit. Um diese Jahreszeit ist noch nicht viel los, es ist auch ein wenig Privatheit, wenn da sonst keiner ist.

So dachte ich auch vor Ekenäs. So irrte ich.

In Ekenäs war es anders. Und das kam so:
Ich war gegen 16.30h da und zu tiefst beeindruckt von der Aussicht, der wunderbaren Anlage und den vielen Wildgänsen. Großes Geschnatter. Natur pur. Während ich mich so ausruhte, kam ein älteres Paar, mind Mitte 70. Sie im Bademantel, er in Hemd und Hose. Sie stieg in die Ostsee und noch schneller wieder raus, er stand da so rum. Dann guckten sie noch etwas umher und zogen wieder ab.
Die beiden haben dann wohl im Dorf Bescheid gesagt.
Als nächstes kam ein jungeres Paar. Eine stellte die Sauna an, legte also den Schalter um, der andere passte auf, dass dabei alles richtig läuft und guckte sich sonst um. Was das für eine Radreisende ist.
Dann gingen auch die.
Kurz darauf kam ein Opi auf einem wackeligen Fahrrad angeschuckelt, fuhr auf den Steg, wendete das Rad und fuhr sofort wieder weg. Nicht ohne genau zu schauen wer die Reisende dort ist. Er grüßte mich. Sein vermutlich bester Kumpel tat es ihm gleich, fuhr aber nicht auf den Steg sondern drehte vorher um.
Als nächstes kam eine Gruppe von 5 Personen. Die 3 Männer gingen in die Sauna (in Schweden mit Badekleidung!), die 2 Frauen standen dekorativ in der Gegend rum, telefonierten, fotografierten die Männer wenn sie schnell in die Ostsee stiegen und noch schneller wieder raus kamen und schauten sich ansonsten um, was das für eine Radreisende ist. Dann zogen die Damen ab, die Männer machten mehrere Saunagänge.
Als die auch weg waren, kam ein weiteres Paar, die saunierten und guckten sich ansonsten um.
Ich baute dann mein Camp auf und kroch in den Schlafsack, mir war kalt.

Tatsächlich habe ich wunderbar geschlafen, war sehr ausgeruht und werde mir nun öfter Shelter suchen. Meistens sind die Dinger im Wald und nicht direkt am Dorf. Da könnte es mit der Privatheit funktionieren, wenn nicht zufällig das halbe Dorf sich umschaut.

Morgens um kurz vor 6h kam übrigens die erste Hundespaziererin vorbei und kurz darauf dippte die erste Omi in die Ostsee. Manchmal hörte ich Schritte, aber das war mir irgendwann egal.
Ekenäs hatte gestern wohl was zu gucken und zu erzählen. Sonst passiert da auch nicht viel.

Und die Aussicht auf die See und die ganzen Vögel, das war schon toll.


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