Der größte Nervenkitzel bei der Anreise war, ob die Regionalbahn in Rahlstedt wohl pünktlich fährt. Tat sie nicht, doch in meiner Aufregung war ich früh genug da, die voran gegangenen Züge auch alle 20-30min verspätet und so kam es dann wieder hin.
Mit der DSB reisen ist mega entspannt und ich merke dennoch eine gewisse Grundanspannung bei mir – jahrelange Konditionierung durch die DB. Bei der DSB fassen sogar die Schaffner mit an beim schweren Reisefahrrad und so fluppte alles wunderbar. In Kopenhagen noch ein Ticket kaufen bis Kristianstad für mich und das Fahrrad, das ging interessanter Weise nur am Schalter. Gab gute Reisewünsche noch gratis dazu. Überhaupt Reisewünsche: das Rad ist ja schon schwer beladen, das Herz ist noch viel voller mit lieben Reise- und Segenswünschen. Ich bin sehr berührt von all den Worten und Liedern. Danke!
Dann über die Öresundbrücke, die wirklich riesig ist. Man fährt ewig über Ostsee, Aug in Aug mit Windparks aus nächster Nähe.
Ab Schleswig waren übrigens Wolken und das blieb dann auch so für die nächsten 30 Stunden.
Von Kristianstad ging es 22km bis Löndans, Camping an der Ostsee bei diesig kalter Luft. Der Schlafsack darf nicht dünner sein! Letzte Nacht, das war dann schon 62km weiter in Karlshamn, waren irgendwann 6,2 Grad Celsius im Zelt des nachts. Besser Socken im Schlafsack anziehen!
Heute, Sonntag, dann weitere 71km weiter östlich, in Karlskrona. Bei Sonnenschein!
Interessant ist, was die Vegetation macht. Waren zunächst üppige leuchtende Rapsfelder und gelegentlich noch mal ein blühender Apfelbaum aber voll belaubte Bäume, so scheint nun eine Zeitreise rückwärts den Frühling begonnen zu haben: der Flieder ist knospig und die Apfelbäume auch, der Raps fängt erst an, Kirschen blühen, Forsythien auch, die Birken rollen erst langsam ihre Blätter aus, Buschwindröschen blühen und viele Bäume sind noch kahl. Das fiel mir ca 20km hinter Karlshamn auf.
Radreisende sind noch nicht so viele, gestern traf ich einen, aber der rast 180km am Tag. Verrückt, wo bleibt da der Genuss. Gelegentlich kommen mal welche entgegen, aber alle ohne Zelt. Na, wird schon werden. Zur Not habe ich ein norwegisches langarmiges Rollkragenunterhemd aus Lammwolle dabei, ich trotze der Kälte und tagsüber wärmt die Sonne ja auch schon so, dass die Jacke überflüssig ist.
Rückenwind bisher, möge es so bleiben.
Mit der Weiterfahrt nach Norden wird auch die Besiedlung dünner und es wird wohl gut sein, jeden Supermarkt anzufahren am Weg.
Heute Mittag kam ich durch Saxemana (oder so ähnlich), dort hat eine Brigitta ein Café und Landhandel im nichts eröffnet. Sehr gut! Ich glaube, die Leute an den Nebentischen haben sich etwas gewundert, wie viel in eine einzelne Radlerin reinpasst. Egal, es ist ja quasi Tanken.
Dort bekam ich auch den Hinweis, wie wundervoll die Fahrüberfahrt von Stockholm nach Finnland ist. Falls ich also doch nicht den großen Bogen über Polarkreis und Weihnachtsmann Besuch fahre, habe ich eine andere schöne Alternative. Es ist ja noch Zeit bis dahin.
So, jetzt muss ich noch tanken – heute Spaghetti mit Zucchini Soße, der Motor funktioniert mit Nudeln am besten. Und dann noch die nächsten 2 Tage planen, es wird wohl ein Übernachtungsexperiment geben. So viel als Cliffhanger!
Die Frühlingszeit zurück reisen
von
Schlagwörter:
Kommentar verfassen