Auf Reisen sind die Erlebnisse an den Grenzen eines Landes dann doch meistens etwas sehr besonderes. Wir hier in Europa kennen das gar nicht mehr so richtig, zumindest die jüngere Generation. Möge es auch so bleiben! Welche Vorteile so eine grenzenkontrollenlose Welt hat, erfährt man meist erst, wenn man mal wieder ganz woanders ist, außerhalb der EU zum Beispiel.
Ich könnte über Grenzerlebnisse vermutlich ganze Studien schreiben, man malt sich ja gar nicht aus, was da so alles passieren kann.
Dieses Grenzerlebnis spielte sich vor sehr vielen Jahren ab, es war 1999 und ich wollte in Australien einreisen, zum zweiten Mal, ich hielt mich inzwischen für einen Profi, was Einreisen in Australien angeht.
Denkste.
Man muss wissen, dass es für die Australier ganz wichtig ist, dass sie sich nicht irgendwelche Seuchen und Krankheiten einschleppen. Es gibt ja genug Beispiele auf der Welt, was dann los sein kann, ich verstehe sie also, die Aussies.
Trotzdem ist es unangenehm, wenn man im Flugzeug mit irgend so einem Desinfektionszeugs eingenebelt wird, ich weiß gar nicht, ob sie das immer noch tun. Damals war das so.
Doch damit nicht genug.
Sie setzen auch Hunde ein zum Erspüren von Lebensmitteln. Mit Lebensmitteln kann man also auch viel dummes Zeugs importieren, also besser vorsichtig sein. Diese Vierbeiner schnüffeln dann entlang des Gepäcks und der Passagierreihen, ob sie nicht was finden. Beagle eignen sich z.B. sehr gut dafür. Und wenn dann so eine voll ausgebuchte B-747 gelandet ist, dann hat das Tier ganz schön was zu tun. Ich weiß gar nicht, ob so ein Hund sich freut, wenn er dann auch mal eine Sinnhaftigkeit seiner Arbeit erlebt. Bei diesem Flug jedenfalls hat er diese Sinnhaftigkeit, so kam es mir vor, genau einmal erlebt. Bei mir. Stand da vor mir und kläffte meinen grünen Rucksack an, wedelte mit dem Schwanz und hörte überhaupt nicht mehr auf mit bellen.
Alle Augen waren auf mich gerichtet.
In so einem Augenblick weiß ja keiner, worauf die Nase dieses Tieres spezialisiert ist. Nahrungsmittel ist da noch das Harmloseste, was mir einfällt. Heutzutage käme vermutlich ein Sicherheitskommando angestürmt. Damals nicht. Da guckten nur der Hund, der Hundeführer und gefühlt ca. 200 Augenpaare auf mich.
Ob da Nahrungsmittel drin seien, wollte der Hundeführer wissen.
-wauwauwauwauwauwauwauwau
– äh, nein
-wauwauwauwauwauwauwauwau
– wirklich nicht?
-wauwauwauwauwauwauwauwau
– nein (ich war mir sehr sicher)
-wauwauwauwauwauwauwauwau
– können sie das mal öffnen?
-wauwauwauwauwauwauwauwau
– klar
-wauwauwauwauwauwauwauwau
Wir haben dann gemeinsam mein Gepäck durchgeguckt, komplett ausgepackt, alles schön angeguckt bzw. abgeschnüffelt, wieder eingepackt, das fanden die gefühlten 200 Augenpaare auch alle ganz interessant. Was mit der komischen Frau da wohl los war, da muss ja was sein, der Hund regt sich richtig auf, ach mensch, hier ist ja richtig was los.
Ich durfte dann weiter gehen, wir haben nichts gefunden.
Alle waren sich sehr sicher, der Hund hatte sich geirrt. Der Arme, er war ja ganz aufgeregt. Hoffentlich konnte er seinen Job behalten, wenn er sich so irrte.
Ca. 2 Wochen später fand ich eine Schachtel Wik Hustenbonbons Zitrone. Sie war irgendwie dahinter gerutscht.
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