Von der Lieblingsinsel ging es zurück nach Hamburg. Im Sommer nehme ich immer das Rad mit nach Amrum, das ist mit dem Zeltgepäck einfacher zu handhaben und ich bin auf der Insel beweglicher. Meist fahre ich ja im Winter ohne Fahrrad, im Sommer 2011 war ich Mitte-Ende August für ein paar Tage dort. Die Heide hatte geblüht und Loriot war gestorben.
Ich hatte ein IC Ticket für mich und das Radel, leider gab es jedoch an der Mole in Dagebüll keine Kurswagen der DB, irgendwie war eine Panne bei der Bahn passiert. Kein Problem, auf die neg ist ja Verlass. Und mir wurde zugesichert, dass der IC aus Sylt ja auf jeden Fall ein Fahrradabteil habe. Wagen 12 oder 13 oder 14, ich weiß das jetzt nicht mehr so genau.
In Niebüll umsteigen, Gepäckrad von einem Bahnhof zum anderen bringen, natürlich sind die Fahrstühle kaputt oder im AufUmbau. Fahrradschleppen Treppen rauf und runter gibt Muskeln. Es erspart jede Fitnessbude.
Der Wagenstandsanzeiger gibt Auskunft über die Lage des Fahrradabteils, eine schöne Sache. In Niebüll ist das auch so günstig, dass erst fast der ganze Zug an einem vorbei fährt, so kann man überprüfen, ob das gewünschte Abteil nicht vielleicht doch am Zuganfang sei. War es nicht. Leider war es auch nicht am Ende oder in der Mitte des Zuges. Es gab keines. Leichte Panik, aufgeregtes hin- und herlaufen am Bahnsteig, suchen, vielleicht habe ich ja einfach nicht richtig geguckt. Doch, hatte ich, die Brille funktionierte noch.
Schaffnerin: „Wir haben kein Fahrradabteil, es ist nicht mitgekommen.“
ich: „und nu?“
„Steigen sie einfach so ein.“
„Und das Rad? Das soll mit!“
„Ja klar, springen sie rein, kein Problem. Ich fass mal mit an.“
Gesagt getan. Es war nicht viel los, die Schaffnerin war freundlich, hilfsbereit, verständnisvoll. Toll.
Personalwechsel in Husum oder Heide. Ein neuer Schaffner erscheint.
„Was macht das Fahrrad hier? Das ist kein Fahrradabteil! Das muss hier weg!“
„Guten Tag. Mein Rad steht hier, weil sie in diesem Zug kein Fahrradabteil haben.“
„Doch haben wir. Wagen 13 (oder 12 oder 14, ich weiß nicht mehr so genau)“
„Der Wagen fehlt, es gibt kein Fahrradabteil“.
„Doch“
„Nein“
„Doch“
„Nein, hat ihre Kollegin mir auch bestätigt“.
Er telefoniert.
„OK, bis Itzehoe kann es hier stehen bleiben. Dann muss es raus.“
(Für Laien: in Itzehoe wechselt die Bahn von Diesellok auf E-Lok, ab dort ist es bis Hamburg dann elektrifiziert.)
„Wieso nur bis Itzehoe? Mein Fahrschein geht bis Hamburg.“
„Das Rad muss in Itzehoe raus.“
„Erwarten sie so ein hohes Fahrgastaufkommen in Itzehoe?“
„Nein, wieso fragen sie?“
„Weil das Rad dann raus soll. Mein Fahrschein geht bis Hamburg“
„In Hamburg wird es voll“
„Ja, da will ich ja auch aussteigen. Wieso soll das Rad in Itzehoe raus? Wie viel Leute steigen da denn normalerweise so ein um diese Zeit?“
„Nicht so viele, eher wenige.“
„Na dann.“
„Was sollen ihre Fragen?“
„Ich will mit dem Rad in der Bahn nach Hamburg fahren. Und wenn in Itzehoe kaum jemand einsteigt, kann es da so stehen bleiben“
„In Hamburg wird es voll.“
„Da steig ich aus.“
„Na gut, dann bis Dammtor.“
„Danke, das ist sehr großzügig von ihnen.“
Wenn ich will, dann geht es meist auch.
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